Ich bin da, Ausstellung Kardinal König Haus, Wien

Eröffnungsrede von Hermann Staudinger

Es ist mir eine große Ehre, heute diese Aufhängung hier im Kardinal König Haus eröffnen zu dürfen! Ich möchte vorab allen danken, ohne die dieses Unterfangen nicht möglich gewesen wäre: Herrn Pater Gustav Schörghofer, Herrn Pater Gernot Wisser, Herrn Georg Nuhsbaumer und den beiden Technikern Jakob Heinz und Franz Grundnik.

Wie manche von Ihnen wissen, ist die hier präsentierte arbeit ,“ich bin da“, oder Epiphanie, schon einmal zum Einsatz gekommen, und zwar am Brunnenmarkt in Wien Ottakring.

Dort war der Ort der Gotteserscheinung ein schlichter Marktstand, der außerhalb der Öffnungszeiten quasi „erleuchtet“ wurde. Hatten wir dort also ein dezidiert profanes Umfeld, einen Marktplatz, so nähert sich hier die Arbeit mehr ihrem spirituellen Ursprung.

Wie sie wissen, ist auch Moses von seiner Gotteserscheinung an einem unüblichen Platz, in der Wüste, überrascht und auch überwältigt worden, nicht in einem Tempel, einer Kirche oder vor einer abbildung Jahwehs. Gott erwischte ihn beim Schafhüten am Fuß des Berges Horeb, und Mose muß nicht schlecht gestaunt haben, als er da von einerFlamme in einem Dornbusch die Befehle seines Gebieters entgegennehmen mußte.

Und wo werden wir hier überrascht, wenn wir uns dem Eingang nähern?

Wir befinden uns im übergang, in mehrfacher hinsicht:

Erstens: körperlich sind wir auf dem Weg, entweder in das Bildungshaus hinein oder aus dem Haus heraus. unsere Bewegung, unser physisches Sein zwischen a und b, gibt einem Bewegungsmelder einen Impuls, der den strom zum Licht freigibt.

Zweitens: auch geistig sind wir auf dem weg. sind entweder in Gedanken schon mitten in der zu besuchenden Veranstaltung oder denken an unseren Nachhauseweg oder die Lieben daheim. Nun ist das Leben eine Pilgerschaft, vita est peregrinatio, aber eine Wallfahrt ohne Rückbesinnung auf unser innerstes Ziel, ohne geistige Ausrichtung, verkommt zur zerstreuten Holiday-Wanderung. So erreicht uns das von unserer Bewegung ausgelöste licht genau dort, im Übergang, und konfrontiert uns mit einem Akt schlichter Präsenz, der auch die Frage auslösen möchte: ja, bin ich denn wirklich da?! Wie ein Kreuz am Wwegesrand den Passanten zum Gebet oder Gedenken einlädt, so lädt hier das Llicht zum kurzen inneren Verweilen, zum bewussten Sein.

Drittens befindet sich das Licht selbst mitten im Übergang: in der Brücke vom Haus Gottes in die profanere Welt des Bildungshauses. und sie sehen: dadurch, dass ich den Schriftzug leicht aus der Mitte hin zum Haus verschoben habe, wird recht deutlich, dass sich das Licht Gottes, des Einen, da aus seinem geschützten Bereich der Anbetung in die welt hinaus bewegt und dort tätig werden möchte: in die unzähligen Seminare, die im k.k. haus stattfinden, in die Köpfe und herzen der mehr als 20.000 menschen, die dieses haus pro jahr betreten und sicher auch in den geist der personen, die sich hier zum „Wahrheit tun“ im Sinne Kardinal Königs zusammengeschlossen haben. Denn: „Der Wahlspruch K. Königs war nicht: der Wahrheit verpflichtet zu sein, auch nicht: sich von Liebe geleitet, an die Wahrheit zu halten, sondern sie in Liebe zu tun.“

Ich hoffe in diesem sinn, dass diese künstlerische Intervention dem Haus und seinen Benutzerinnen dabei hilft, dem Menschen zu dienen. dem inneren als auch dem äußeren.

Damit unsere Gegenwärtigkeit zur Freude und zumRuhm dessen gereicht, der uns – auch gerade in diesem einen Moment jetzt – da sein lässt und uns seiner unablässigen Gegenwart versichert:

„Ich bin da“.

Danke für ihre Aufmerksamkeit!