Sehr geehrte Damen und Herren!
Guten Abend und herzlich willkommen namens der Kulturstadt Feldbach in der Kunsthalle Feldbach zur Vernissage der Ausstellung „Wiedererwachen des Lichts“ von Hermann Staudinger.
Ich denke, dass es mit dieser Ausstellung gelungen ist, der nun bald 25jährigen Geschichte dieses Hauses wieder eine neue, so noch nicht da gewesene Facette hinzuzufügen.
Es ist, und das möchte ich eingangs gleich festhalten, eine ganz besondere, ja außergewöhnliche Ausstellung, die hier in einen Dialog mit dem Raum tritt, der, mit dem richtigen Gespür bespielt, trotz seines Volumens geeignet ist, Wohligkeit und Intimität zu ermöglichen.
Mit den beiden großen, in Richtung Osten/Morgensonne und Richtung Westen/Abendsonne gerichteten Glasfassaden fügt er dem Ausgestellten stets unterschiedliche Lichtstimmungen hinzu, was gerade für die aktuelle Ausstellung nicht ganz unwesentlich ist.
Ich darf mich für das kurzfristige Zustandekommen sehr herzlich bei 2 Personen bedanken und sie damit begrüßen:
Herzlich willkommen: Hermann Staudinger.
Herzlich willkommen dem Vermittler und Kurator: Andreas Stern
Stellvertretend für Sie alle – danke, dass sie gekommen sind – darf ich begrüßen – er wird die Eröffnung der Ausstellung vornehmen - Bgm. Prof. Ing. Josef Ober.
Ein paar Worte zur Ausstellung:
Hermann Staudinger ist Jahrgang 1963, er ist in Schwanenstadt geboren, hat das Gymnasium in Vöcklabruck absolviert, dann die Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Grafik und Malerei bei Ernst Caramelle, dazu eine Sommerakademie bei Oswald Oberhuber, diverse Auslands- und Arbeitsaufenthalte. Seit 1987 stellt er aus, Grafiken, Ölbilder, Installation, Arbeiten auf Papier, im Jahr 1998 findet sich in seiner Biographie der Vermerk “Beginn Zyklus Gold“, danach folgten auch regelmäßig Projekte im Bereich Kunst am Bau und Vergoldungen.
Womit wir beim Thema der aktuellen Ausstellung wären: Zu sehen sind Arbeiten aus den beiden Werkserien „Goldgrundprägungen“ und „Goldwand“. In meiner Kurzvorstellung möchte ich 2 Aspekte ansprechen: Zunächst einmal den technischen, denn ich denke, es ist hoch interessant, etwas über die Arbeitsweise von Hermann Staudinger zu erfahren. Ich beziehe mich da auf den aktuellen Ausstellungskatalog der Galerie Amart aus 2022.
Dort heißt es zu den „Goldgrundprägungen“ (das sind jene Arbeiten, die als Grundmotiv Bäume, Wald zeigen):
"Am Beginn der künstlerischen Arbeiten der „Goldgrundprägungen" stehen gefundene Fotografien von Pflanzen, Tieren oder auch Menschen, die am Computer digital verändert werden, sodass sie kontrastreiche Schwarz-Weiß-Bilder ergeben. Diese werden in Großkopien ausgedruckt, auf eine per Hand blattvergoldete Holzfläche gelegt bzw. über die Fläche geschlagen und dann akribisch genau durchgepaust. Alle schwarzen Bildanteile werden mit einem harten Bleistift fein schraffierend in die goldene Fläche übertragen.
Der Bleistift drückt die Oberfläche des Goldes leicht ein - in dieser Vertiefung wird, nach Abnahme der Vorlagenkopie, das reflektierte Licht gebrochen. So entsteht ein zart reliefartiges Bild, das ohne jegliche Farbpigmente seine Wirkung entfaltet.
Zur Bildserie „Goldwand“ (Sie erkennen das 2. durchgängige Motiv der heutigen Ausstellung.) heißt es ebendort:
"Die Polimentvergoldung entsteht in mehreren Arbeitsschritten. Sie beginnt mit dem Auftrag der Leimtränke, daran schließt sich der Aufbau des Kreidegrunds an. Als direkter Träger des Blattgoldes dient das Poliment. Es handelt sich hierbei um einen feinen, aufwendig vorbereiteten und geleimten Ton, ein Erdpigment, meist in Rot, bisweilen auch in Gelb oder Graublau. Die Netze, ein verdünnter Alkohol, löst den Leim an und bringt das mit Pinseln angebrachte Blattgold zum Kleben und zu einer guten Haftung am Untergrund."
Soweit zur technischen Seite. Zum Inhaltlichen gilt es festzuhalten, dass Hermann Staudinger mit seinen Arbeiten ein sehr hehres, der Kunst ureigenes Ziel verfolgt: Das ist nichts Geringeres als die Schönheit an sich, als Teil und Aussage seiner Bilder, verbunden mit dem Angebot an die Betrachter, sich diese Schönheit bewusst zu machen, und dieses Gefühl mit sich zu nehmen, womöglich auf den weiteren Lebensweg.
Dazu trägt ganz wesentlich bei, dass Hermann Staudinger bei der Wahl seiner Motive und der Ausführung der Arbeiten, entscheidend reduziert und komponiert, und bestrebt ist, diese Schönheit in Komponenten wie Entschleunigung und Stille einzubetten, und indem er Stimmungen wie Ehrfurcht und sogar Verzauberung auslösen möchte.
Ein weiterer ganz wesentlicher Faktor ist die Verwendung des Materials Gold, das er von Assoziationen wie Mammon, Kitsch, sakralen Komponenten oder Altbackenheit befreit, und ihm dennoch eine hohe Wertigkeit belässt und es in einen hoch-respektablen künstlerischen Kontext bringt. Und vor allem eine seiner Wirkungen geradezu herausstreicht: das Glänzen, Strahlen und Leuchten.
Je nach Intensität und Einfallswinkel des Lichts, und der Position der Betrachter, vermeinen diese, obwohl sie dasselbe Bild betrachten, eine andere Version desselben zu sehen, ohne dass dabei die schon angesprochenen Wirkungen verloren gehen.
Womit wir beim Titel der Ausstellung angelangt wären: Wiedererwachen des Lichts. Lassen Sie genau das beim Betrachten der Arbeiten geschehen. Genießen Sie das Licht und die Schönheit dieser Bilder und die Schönheit des Lebens selbst.
Die Summe dessen ist es, was das Werk von Hermann Staudinger besonders macht, und eigenständig, denn es gelingt ihm damit, der großen weiten Welt der Kunst einen höchstpersönlichen Beitrag hinzuzufügen.
Auf der Webseite des Künstlers finden sich unter anderem einige sehr empfehlenswerte Texte. Lesen Sie diese, dann erfahren Sie etwa auch, wie sehr Hermann Staudinger darum gekämpft hat, diese seine Kunst machen zu können, oder etwa den ganz feinen „Sommertext“. Schon aus Zeitgründen beschränke ich mich hier auf ein Zitat aus einem Interview zum Buchprojekt „Wie ich zur bildenden Kunst kam“:
"Ich glaube, ich habe immer schon gezeichnet und gemalt, weil ich etwas Schönes und Beglückendes schaffen wolte. Etwas, das mit viel Liebe, Sorgfalt und Hingabe entsteht und entstanden ist; etwas wirklich wert-volles, das es in dieser Art auf unserer Welt noch nicht gegeben hat. Eigentlich ging es also immer nur um die Liebe, dass Etwas mir und anderen Freude und ein Wohlgefühl gibt."
Abschließend bedanke ich mich nochmals sehr bei Hermann Staudinger, dafür, dass er mit seinen Arbeiten diesen Raum, die Kunsthalle Feldbach, für gut einen Monat in einen Ort des Wohlfühlens verwandelt, und uns die Gelegenheit gibt, in die Schönheit der Kunst einzutauchen. Nutzen Sie diese Gelegenheit. Kommen Sie hierher, sooft Sie Zeit haben, vielleicht auch einmal ganz alleine, und erzählen Sie auch anderen davon.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit, und wünsche Ihnen einen schönen Abend.