Da sein: Wahre Künstler

Da sein, Ausstellung im öffentlichen Raum
Linz 1996 
Auszug aus dem Katalog

Die wahren Künstler wissen nichts von sich, sie wissen nicht, daß Ihre Selbst-verständlichkeit als Mensch, als lebendes Wesen, das einfach existiert, daß diese Selbst-verständlichkeit etwas ganz und gar nichts Selbstverständliches ist In den Augen der blinden Welt. Sie wissen nichts von sich als König und Gottesmutter, daß das, was sie empfinden und sind (und oft genug als Dummheit wahrnehmen oder als selbstverständlich nicht ernst zu nehmend), von großem, stillen Wert ist.

Wie sollte ein Kind beim Spielen auf die Idee kommen, seine Spiele seien etwas Wertvolles für jemand anderen: seine unschuldige Freude am Sandkuchen sei dem Besitz der Sacher-Konditorei vorzuziehen?!

Die kleine, intime Freude am eigenen Da sein, dieses unscheinbare etwas, das keinen Gewinn versprechen kann und keine Leistung voraussetzt, die Lust, am Leben lebendig zu sein wie ein Apfel am Baum, das ist es, was einen wahren Künstler kennzeichnet, auf seinem Herzen geschrieben steht wie ein unsichtbar strahlender Orden.

Wenn man vom Wasser umspült ist, vom Anfang an, wie sollte man erkennen können, daß es Trockenheit gibt, Verkarstung, Verknöcherung und Erstarrung? Wenn man ein Kind geblieben ist, sich selber treu, wie könnte man die verstehen, die sich selber verraten haben an eine Lawine von toten Gedanken, von Welt, von Realität?

Jeder, der aus der Apokalypse seiner Herkunft und Erziehung etwas anderes gemacht hat als das übliche, selbstzufriedene Grab, soll Überlebender genannt werden.

Wir haben überlebt, wir spüren noch die Sonne der Kindheit, und wenn alle davon vergessen haben sollten, so laßt uns dennoch davon künden, daß das Paradies noch immer offen steht.

Dafür sind wir da.