Da sein, Ausstellung im öffentlichen Raum
Linz 1996
Auszug aus dem Katalog
Ich glaube, daß heute ein religiöser Mensch, oder sagen wir besser ein kontemplativer Geist, meine Arbeit besser verstehen kann als ein sogenannter Künstler, also als einer, der in formalen Fragen ausgebildet ist.
Wieso? Die Frage bei den meisten künstlerisch-tätigen Menschen läuft meines Erachtens nach falsch, am Wesentlichen geradeaus vorbei auf die Problematik hin: „Wie ist etwas gemacht, wie ist es dargestellt? Gibt es andere stimmigere Varianten der Darstellung des Gezeigten?“
Hier offenbart sich meiner Meinung nach das ganze Dilemma. Man geht von außen an eine Arbeit heran, untersucht deren Oberfläche, um im günstigsten Fall ins Innere des Werkes vorzudringen (Ich fürchte, daß das meist nicht einmal ansatzweise gelingt).
Der mystische Mensch hingegen stellt sich selbst pausenlos zur Verfügung, er betrachtet den eigenen inneren Spiegel und die Reflexionen und Brechungen, die das Licht der Außenwelt an diesem bewirkt. Weil er so also mit und in seiner innersten Natur handelt und existiert, trifft er das Kunstwerk auch in seinem Innersten an – der, so meine ich, einzig adäquate, der Kunst entsprechende Raum.
So läßt diese existentielle Ebene, man könnte sagen die Ebene des reinen Seins, keinen Gedanken aufkommen, der sich mit Machart oder formalen Fragen beschäftigt. Es heißt hier:"Wer bin ich – wer bist du?", erst in späterer Folge werden die Formen der Erscheinung behandelt. Der mystische Charakter läßt sich also auf ein Kunstwerk EIN, er scheut nicht davor zurück, In Frage gestellt zu werden; von einer Erscheinung, die möglicherweise mehr Präsenz besitzt als er selbst.
Eine Kunst und ein Mensch dieser aufgezeigten Art können erst in einen fruchtbaren Austausch treten, der über ein wohliges Streicheln der Netzhaut und der Stirnlappen hinausgeht. Dann erst wird die alte Frage berührt: Wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir?