Da sein: Aufforderung

Gerhard Wünsche

Da sein, Ausstellung im öffentlichen Raum
Linz 1996 
Auszug aus dem Katalog

Heiter, fröhlich tanzt und dreht

Schwestern, Brüder

geht und sät.

Es schmeckt

auf unserer herrlichen

Mülldeponie Welt.

Horcht,

denn hier schneidern wir

Frühlingsstimmen

Krüppel haben so was Rührendes, ja Rührendes, Umrührendes, Quirliges, denn – wer hat nicht schon beobachtet, mit welchem Elan, welcher Kraft Behinderte kämpfen, dem Schicksal trotzen, so daß viele sogenannte wehleidig Gesunde beschämt sein müßten.

Am Beispiel des Pianisten Wittgenstein, der einen Arm verloren hatte, wird deutlich, Ironie des Schicksals, daß dadurch und gerade deswegen ihm Einmaligkeit, Originalität zuteil wurde. Freunde komponierten für ihn Klavierstücke für eine Hand. Ein Glücksfall.

Ich sah Mongoloide tanzen, mit einer Lebensfreude, die ansteckend war und jedes Mitleid ad absurdum führte: Ja, Krüppel haben eben etwas impulsiv Umrührendes.

Es gab, gibt einbeinige Tänzer, Sportler, die uns Bewunderung abringen. Invalide Künstler mit immenser Aussagekraft. Es wird gedacht, gesagt, Wichtiges in den Raum gestellt, gewirtet, gerodet, Platz in Besitz genommen.

Behinderung ist nicht Verhinderung.

Die Stärke, Kraft, aber auch die Gunst, das Glück, das der Tüchtige braucht – seien mit Dir.

Staudinger, go on.

in herzlicher Freundschaft

G. Wünsche